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Netzwerk Schilf

Förderprojekt C.3 - Netzwerk Artenschutz, Schilfbewirtschaftung und Vermarktung

Dieses Projekt wird mit Mitteln der ELER-Förderung, RL Natürliches Erbe/2014 unterstützt.

Die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft ist eine jahrhundertealte Kulturlandschaft, die von menschlicher Nutzung geprägt ist. Die Gewässer in Sachsen stellen zudem einen bedeutsamen Lebensraum mit großen und bedeutenden Anteilen verschiedener Artengruppen dar.

In den letzten Jahrzehnten kam es unter anderem aufgrund steigender Nährstoffeinträge, zunehmend zur Verlandung von Teichen. Im Teich gibt es im Gegensatz zu natürlichen Gewässern keine tiefenbedingten Ausbreitungsgrenzen, somit findet Schilf in Teichen ideale Entwicklungsbedingungen vor. Durch das häufige Unterbleiben eines regelmäßigen Schilfschnitts kam es an vielen Teichen zum Überaltern von Schilfbeständen, die zum Teil nur noch aus Knick- und Bruchschilf bestehen.

Abbildung 1: Am Beispiel des Dorfteichs Caßlau wird deutlich wie stark die Verlandung und Röhrichtentwicklung seit 1992 (linkes Bild) zugenommen hat. Betrug die freie Wasserfläche 1992/93 noch 57%, waren es 2020 nur noch 37%.  

Diese Schilfbereiche werden damit strukturärmer und der Anteil offener Wasserflächen weniger. Diese Entwicklung führt langfristig zum Rückgang der Besiedlung und Artenvielfalt in den Teichlandschaften.

Abbildung 2: Ein bedeutsames Problem ist der seit Jahrzehnten steigende Eintrag von Nährstoffen (z. B. Stickstoff) und die sich anschließende Eutrophierung mit negativen Folgen für die Biodiversität betroffener Lebensräume.  

Dementsprechend sind Schilfmahd (räumlich und zeitlich und auf Artenschutzbedürfnisse angepasst) und -nutzung unbedingt notwendig, um die Artenvielfalt zu erhalten. Dieses Konzept – Schutz durch Nutzung – bietet nach vorliegenden Erkenntnissen die einzige Möglichkeit, die Teichlandschaft dauerhaft zu erhalten.

Das Erreichen dieses Ziels, Erhalt des Lebensraums Schilf und seiner Artenvielfalt, zeigt sich jedoch oft als langwieriger Prozess. Naturschützer, Teichwirte und Behörden haben häufig gegensätzliche Ansichten und Ziele. Um diese wichtigen Akteure zusammenzubringen, erproben wir in unserem Förderprojekt „Netzwerk Artenschutz, Schilfbewirtschaftung und Vermarktung“ die mögliche naturschutzgerechte Bewirtschaftung von Schilfflächen bei gleichzeitiger Sicherung und nachhaltiger Entwicklung der Biodiversität im Lebensraums Schilf.

Abbildung 3: Mit dem Ziel die Biodiversität in der Teichlandschaft zu schützen, erproben wir in einem Netzwerk mit Teichbewirtschaftern und Naturschutzbehörden die Schilfnutzung und – verwertung. Wir möchten die Schilfentwicklung lenken, um mit einem Schilfanteil von 10-30% je Teich, Lebensraummosaike zu schaffen.  

Ziel ist es durch räumlich und zeitlich gestaffelte Mahd, die Wasserflächen freizuhalten und den Lebensraum Schilf zu erhalten und zu lenken. Durch das Schaffen von Lebensraummosaiken aus alten und jungen Schilfbeständen soll die Artenvielfalt erhöht werden. Diese Schnittaktivitäten begleiten wir intensiv mit einer umfänglichen Erfassung.

Aus naturschutzfachlicher Sicht ist ein Röhrichtflächenanteil von 10 % bis 30 % an der Gesamtteichfläche ein geeigneter Wert. Hierbei sollten die Röhrichtflächen vielfältige Strukturen aufweisen (= Lebensraummosaike). Aber auch Uferbereiche ohne Röhricht sind sinnvoll, um der Bewirtschaftung sowie als Sichtfenster zu dienen. Dafür erfolgt die Mahd grundsätzlich erst ab 01. August eines Jahres, also nach der Brutzeit heimischer Vogelarten. Alle Schnittmaßnahmen werden gemeinsam beraten, die UNB muss dies genehmigen.

Abbildung 4: Am Dorfteich Caßlau beträgt das Verhältnis Wasser zu Schilf aktuell ca. 30:70. Dies wollen wir zunächst erhöhen und dabei drei Schilfkomplexe etablieren: junge/lockere Schilfbestände geringer Breite (~10 m), junge/lockere Schilfbestände größerer Breite (~20 m) und Altröhricht mit Knickschilf. Zudem soll Buchtenschilf entstehen, indem Schneisen geschnitten werden.  

Indem wir die mögliche wirtschaftliche Nutzung von Röhricht erkunden, möchten wir den Erhalt der traditionellen Teichwirtschaft in der Oberlausitz durch eine zusätzliche Einkommensquelle unterstützen. Nebenbei könnte so ein Anreiz geschaffen werden, die Schilfentwicklung zu lenken.

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